Scrum Is Not Agile
Autor
Marcus HeldHi,
In einer meiner Kundenprojekte reflektieren wir unsere Arbeitsweise.
Wie die meisten Projekte im Mittelstand dort draußen wird auch hier Scrum benutzt. Aber wir haben damit ein paar Probleme:
- Die Sprintziele werden nie erreicht
- Es vergeht kein Sprint ohne, dass ein neuer Task von der Seite reinkommt
- Die Estimations sind regelmäßig weit weg von der Realität
- Die Zusammenarbeit mit anderen Externen wird zum Teil nicht integriert
- … Mir fallen mit Sicherheit noch mehr Beispiele ein
Und das sorgt regelmäßig für Reibereien. Das Team will Scrum machen. Aber es will auch nicht so wirklich klappen. Und natürlich wissen wir das nicht seit kurzem. Seit Monaten, nein - Jahren, wird in jeder Retrospektive über die Schwächen im Scrumprozess geredet. Doch das häufigste Action-Item: Beim nächsten Mal machen wir es besser!
Doch das wird nicht passieren. Es ist unrealistisch.
Und dieses Phänomen erlebe ich nicht zum ersten Mal. Du kennst es bestimmt auch.
Das Problem ist Scrum
Ich meine damit weniger, dass das Framework schlecht ist. Ich meine auch nicht, dass das Framework inhärente Schwächen hat. Ich meine, dass unser Problem ist, dass wir ein Framework benutzen.
Der erste Wert im Manifesto for Agile Software Developers lautet:
Individuals and interactions over processes and tools
[…] over […] ist hier das wichtige Stichwort. Individuen und die Interaktionen zwischen ihnen sind wichtiger als die Prozesse!
In der Realität fokussieren wir uns aber auf den Prozess. In der heutigen Welt versuchen wir die Individuen in die Prozesse zu zwängen. Dabei sollte es anders herum sein.
Auf der Agile Australia 2018 sagte Martin Fowler :
[…] different teams have different kind of situations, we have different legacy environments to coordinate with, we have dynamics between the individuals on the team. With so many differences, how can we say there’s one way that works for everybody. We can’t. […]
Scrum als Idee widerspricht dem Grundgedanken von agiler Softwareentwicklung. Es ist nichts falsch daran sich erstmal daran zu orientieren. Irgendwo muss man starten. Es ist ein guter Start. Viele wissen direkt wie es los geht. Das gibt Orientierung.
Aber es macht keinen Sinn dogmatisch daran festzuhalten.
Es ist in Ordnung den Prozess so anzupassen wie er für einen selber und für das eigene Team passt. Nein - es ist agil den Prozess anzupassen.
Rule the Backend,
~ Marcus